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Der Präventionstag in Buxtehude

Foto: Daniel Benecke Stader Tageblatt

Durch die „Mut-Gasse“: Buxtehuder Schüler lernen Zivilcourage

 von Daniel Beneke

BUXTEHUDE. Nicht nur für die siebte Klasse am Gymnasium Buxtehude Süd war dieser Aktionstag eine ganz neue Erfahrung. Einen Tag lang hörten die 27 Mädchen und Jungen auf das Kommando des pensionierten Polizeibeamten Andreas Woyth.

Der ehemalige Leiter des Einsatz- und Streifendienstes bei der Stader Polizeiinspektion ist inzwischen Vorsitzender des WEISSEN RINGS. Mit den Jugendlichen gestaltete er kürzlich einen Aktionstag zum Thema Zivilcourage.

Die Schüler sollen lernen, bedrohliche Situationen zu erkennen und richtig mit ihnen umzugehen. Dazu gehören Techniken zur Stressbewältigung ebenso wie Fähigkeiten zur Selbstverteidigung. Grundsätzlich gehe es darum, Konfrontationen durch Selbstbehauptung zu entschärfen, erklärt Woyth.

Die Mädchen und Jungen sollen in die Lage versetzt werden, möglichst unbeschadet aus schwierigen Situationen zu entkommen und sich Hilfe zu holen. Wichtig sei, das eigene Verhalten immer wieder kritisch zu reflektieren. „Ein vermiedener Kampf ist ein gewonnener Kampf“, sagt Woyth. Wenn es nicht anders geht, dürfe aber auch körperliche Gewalt als letztes Mittel zur Selbstverteidigung eingesetzt werden.

Praktische Übungen

Zivilcourage zu zeigen bedeute, sich nicht zwingend selbst in Gefahr zu bringen, sondern Hilfe zu holen und das Opfer nicht zu vergessen. Der pensionierte Polizeibeamte denkt dabei nicht nur an Gewaltverbrechen in der Öffentlichkeit, sondern zum Beispiel auch an Mobbing im Klassenverband. Nach dem Aktionstag sollen sich die Schüler sicherer fühlen. Außerdem bekommen sie von Woyth Entspannungsübungen vermittelt, die ihnen etwa bei Prüfungsstress oder privaten Sorgen helfen können.

Nach einer theoretischen Einführung geht es gleich richtig zur Sache. Die praktischen Übungen dienen auch dazu, das Miteinander innerhalb der Klassengemeinschaft zu stärken – sehr zur Freude von Lehrerin Maren Kniß. Trotz der enormen Geräuschkulisse sind die Schüler voll bei der Sache. Zum Beispiel bei der „Mut-Gasse“.

Später gibt es Prügel

Die Siebtklässler stehen sich gegenüber, bilden ein Spalier. „Stellt euch vor, ihr seid in einer Hinterhofgasse in London. Um hier durchzugehen, müsst ihr Mut haben“, sagt Woyth. Erst einmal durchschreiten die Schüler die Gasse langsam und still, schauen den Menschen rechts und links des Weges in die Augen. Dann strecken diese ihre Arme aus und die einzeln marschierenden Mädchen und Jungen müssen sich ihren Weg durch die Enge bahnen. Später gibt es Prügel – und es gilt, sich selbst zu schützen und möglichst unbeschadet zu fliehen. „Wer hier durch will, der muss sich richtig durchwühlen“, beschreibt Woyth die Situation.

Eine Schülerin nimmt sich eine Freundin als Begleitung mit. „Das ist extrem clever“, sagt Woyth, der auch Kampfsporttrainer ist. Wer Angst oder Bedenken hat, sollte sich nicht scheuen, Hilfe zu holen. Ein zentrales Lernziel des Aktionstages ist damit erreicht.

Über die Arbeit des WEISSEN RINGS: Der WEISSE RING – ein gemeinnütziger Verein zur Unterstützung von Kriminalitätsopfern und zur Verhütung von Straftaten – wurde vor 45 Jahren gegründet. Mitinitiator war der ZDF-Journalist Eduard Zimmermann, bekannt aus der Fernsehsendung „Aktenzeichen XY… ungelöst“. Aktuell zählt der bundesweit 44.000 Mitglieder. Er ist in insgesamt 18 Landesverbänden mit knapp 400 Außenstellen und rund 2900 ehrenamtlichen Helfern organisiert.

Die Arbeit wird finanziert über Mitgliedsbeiträge, Spenden, Erbschaften sowie Geldbußen, die von Gerichten und Staatsanwaltschaften verhängt werden. Der WEISSE RING erhält keine staatlichen Mittel. Fast 168 Millionen Euro hat der Verein seit seiner Gründung den Opfern von Kriminalität zur Verfügung gestellt. Kontakt: Telefon 0151/55164710, Fax 04144/216586.

www.stade-niedersachsen.weisser-ring.de

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